Alt Vorst
Stadtteil: Vorst
amtlich benannt am 14. Dezember 1956 durch den Büttgener Gemeinderat
frühere Straßenbezeichnung: Vorst
heutiger Verlauf: Antoniusstraße bis Übergang zum Feldweg gleichen Namens in Richtung Wasserwerk
früherer Verlauf: Weg von Valentin, Peter, Vorst G 43 b / neu Alt Vorst 1 – bis Hamacher, Karl, Vorst G 33 / neu Alt Vorst 40
Länge der Straße: 726 m
Die Straße „Alt Vorst“ zweigt von der Antoniusstraße nach Osten in Richtung Büttgen ab und geht am Ende der Bebauung in einen Feldweg über, der zum Wasserwerk und nach Büttgen führt. In der 1868 erstellten Acta generalia der Bürgermeisterei Büttgen, betreffend die „Beschreibung der Wege in der Gemeinde Büttgen“ ist sie ein Abschnitt des Communalweg(s) von Vorst nach dem Hahndörnchen, ein „Nachbar- und Feldweg, der durch die Ortschaft Vorst und weiter über den Grasweg an das sogenannte Hahndörnchen führt.[1]
Vorst besteht aus den fünf ehemaligen Ansiedlungen Vorst, Linning, Wattmannstraße, Heide und Rottes, die schon in der Tranchot-Karte von 1803-1813 verzeichnet sind.
Die heutige Straße „Alt Vorst“ ist die Hauptstraße des ehemaligen Ortes Vorst, der aus den Höfen rechts und links dieser Straße und an Seitenwegen bestand. An sich war sie die Verbindung von der Antonius-Kapelle, der ehemaligen Klause, zum Kirchspiel Büttgen und damit Teil des Vorster Kirchweges, der von hier zur Straße von Driesch nach Büttgen verlief. Die Kapelle als Ausgangspunkt liegt nicht an dieser Straße, sondern nordwestlich davon, ist jedoch über den Kreuzweg gut zu erreichen. Die kleine Kirche war in früheren Jahrhunderten das geistliche Zentrum für die umliegenden fünf Dorfteile; bis 1957 diente sie als Pfarrkirche. In der Zeit, in der es in dieser ländlichen Gegend noch keine Schulen gab, d.h. vom Mittelalter bis ins frühe 19. Jahrhundert, stellte sie auch die einzige Bildungsstätte dar, denn die Einsiedler, später die Geistlichen, die hier ihren Dienst versahen, unterrichteten die Kinder der umliegenden Ansiedlungen im Lesen und Schreiben an der Bibel. [2] So war der Weiler Vorst der kulturelle Mittelpunkt der Siedlungen in Bruch und Wald. Somit war es folgerichtig, dass sein Name auf den ganzen Ortsteil übertragen wurde. Um Verwechselungen zu vermeiden, wurde bei der Benennung der Straße 1956 der Zusatz „Alt“ hinzugefügt. [3]
Der Name „Vorst“ ist eine andere Schreibweise für „Forst“. Das Wort stammt aus dem Althochdeutschen »foraha« = Föhrenwald. [4] Ursprünglich wurde mit diesem Begriff ein königlicher, der allgemeinen Nutzung entzogener Wald bezeichnet, der der herrschaftlichen Jagd diente und von den Bauern nicht als Viehweide oder zum Holzeinschlag genutzt werden durfte. Später nannte man so ein Waldgebiet, dessen Nutzungsrecht einer bestimmten Person vorbehalten war. Deren Name wurde häufig hinzugefügt, wie z.B. Kaarst = Karlsforst „Forst des Karl“. Dazu sagt Kirchhoff in „Geschichte der Stadt Kaarst“ aus: „Im benachbarten Kaarst, das aus Karlsforst entstand, ist diese Bedeutung (…) zu erkennen... Das Büttgener „Vorst“ hingegen trägt keinen Zusatz, der auf den ursprünglichen Herrn dieses Forsts hinweist. Trotzdem muss es sich um dasselbe Waldgebiet handeln, wie ein Blick auf die Karte zeigt. Da der Name Kaarst ins 9. Jahrhundert oder vielleicht noch früher datiert werden kann, ist es möglich, dass auch Vorst ein derartiges Alter beanspruchen kann.“ [5]
Das Straßendorf Vorst war noch bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts ein vitaler und ökonomisch unabhängiger kleiner Ort, in dem reger Handel und Wandel herrschte, wie die Auflistung der Geschäfte an der alten Dorfstraße zeigt: [6]
Am Beginn in Nr. 8 gab es den Damen- und Herrenfriseur Heinrich Nilges. Den Einkauf für den täglichen Bedarf konnte man im Lebensmittelgeschäft Ditges in Nr. 9 und bei Schiefer in Nr. 24 tätigen, wo es auch Molkereiwaren gab. Die Schuhe besohlen lassen konnte man sich beim Schuster Berrisch in Nr. 13. Für Bauarbeiten standen der Maurer Paul Nilges, der Zimmermann Jakob Maubach und der Dachdecker Conrad Hannen bereit. In Nr. 38 fertigte der Weber Adolf Krummen Stoffe an. Die Dorfschmiede stand in Nr. 55, wo heute der Landwirt Fothen seinen Hof hat. Dessen Name ist, Dank seiner Radsport treibenden Söhne, über die Grenzen von Kaarst bekannt, Markus nahm 2006 und 2007 an der Tour de France, Thomas 2007 und 2008 am Giro d’Italia teil.
Wie für ein landwirtschaftlich geprägtes Dorf wichtig, gab es die Samenhandlung Schröder in Nr. 16 a, aber auch schon ganz modern die Kfz-Werkstatt Holzapfel in Nr. 20; diese beiden Betriebe haben bis heute überlebt. 1970 – 1985 veranstaltete der Jägerzug „Alt Vorst” im Anschluss an den Büttgener Rosenmontagszug in der Werkstatthalle von Julius Holzapfel Kinderkarneval; ein Riesenspaß für die Kinder, mit Seilbahn und einem Kletterseil mit vielen zu erkletternden Preisen.
Auch eine eigene Dorfkneipe gab es, diese lag allerdings nicht direkt an der Dorfstraße, sondern am Weg zur Kapelle hin, die Gaststätte Schauenburg an der Ecke Antoniusstraße/Waldstraße, gegenüber der Einmündung Kreuzweg. Dort hat sich 2012 ein Immobilienmakler niedergelassen.
Der aktuell prominenteste Anwohner von Alt Vorst ist ohne Frage der ehemalige (1999 – 2015) Bürgermeister der Stadt Kaarst, Franz-Josef Moormann, der hier mit seiner Familie wohnt.
Die Straße selbst erhielt erst in der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre eine Teerdecke [7] und wenig später mit Überspannlampen eine gemeindeeigene Straßenbeleuchtung. [8] Die weitere großflächige Bebauung des Areals begann 1965. Die endgültige Fertigstellung der Straße wurde 1974 festgestellt. [9]
20.01.2015
[1] StA Kaarst 1628 , Beschreibung der Wege in der Gemeinde Büttgen
[2] Augenblicke eines Dorfes, S. 11
[3] StA Kaarst N 58, Protokollbuch der Niederschriften des Rates der Gemeinde Büttgen, 14.12.1956
[4] Deutsches Wörterbuch / von Jacob und Wilhelm Grimm Bd.4, Spalte 4
[5] Kirchhoff, Hans Georg: Geschichte der Stadt Kaarst, S. 149
[6] Augenblicke eines Dorfes, S. 55
[7] StA Kaarst N 58, Niederschrift der Sitzung des Rates der Gemeinde Bütten vom 19.06.1956
[8] StA Kaarst N 58, Niederschrift der Sitzung des Rates der Gemeinde Bütten vom 26.10.1956
[9] StA Kaarst N 73, Niederschrift der Sitzung des Rates der Gemeinde Bütten vom 06.05.1974