Am Holzbüttger Haus
Stadtteil: Vorst
benannt am: HA 19.11.1953, 11.01.1983; Rat 07.12.1953, 27.01.1983*
frühere Straßenbezeichnung: „Holzbüttgerhaus“ (am 07.12.1953 Rat der Gemeinde Büttgen)
heutiger Verlauf: Stichstraße, Abzweig von der Antoniusstraße in nördliche Richtung bis zum Georg-Büchner-Gymnasium
Straßenart: Wohnstraße
Rad- und Fußweg: Vereint
Länge der Straße: 592m
Die Straße „Am Holzbüttger Haus“ liegt im Norden von Vorst. Wenn man von Holzbüttgen aus auf der K4, der Antoniusstraße, in Vorst einfährt, ist sie die erste Abzweigung nach rechts in Richtung Norden. Tagsüber, vor allem am Morgen und mittags, herrscht hier reger Verkehr, der durch Ampeln geregelt werden muss, denn sie dient als Zufahrt zum Georg-Büchner-Gymnasium und ist für den Durchgangsverkehr gesperrt.
An Wochenenden und während der Ferien aber gleicht die Straße einem abgeschiedenen, aber komfortabel ausgebauten Feldweg, den einige Speditionen als Abstellplatz für ihre LKWs nutzen.
Das im Namen der Straße erwähnte „Holzbüttger Haus“ sucht man heute vergebens, denn der Gutshof, der den Namen noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts getragen hat, wurde 1965 wegen Baufälligkeit abgerissen und auf seinem Gelände erstreckt sich heute der Bauhof der Stadt Kaarst.
Das Gehöft selbst war der Nachfolger einer Wasserburg, die im Sumpf- und Bruchgelände zwischen den heutigen Stadtteilen Kaarst, Vorst und Holzbüttgen gestanden hat. Sie wurde 1363 erbaut.[1] 1985 stieß man bei Aushubarbeiten auf ihre Fundamente. Unter Leitung des Büttgener Künstlers Gerresheim wurde diese ausgegraben und archäologisch gesichert, d.h. in Skizzen und Fotos festgehalten. Die Mauerreste wurden nur kurzzeitig offen gelassen, weil sich herausstellte, dass sie durch Umwelteinflüsse und vor allem durch unsachgemäßes Betreten zerstört zu werden drohten. Man verfüllte sie mit Sand, um sie der Nachwelt zu erhalten. Durch eine spezielle Bepflasterung in Form der Grundmauern und eine Informationstafel am ehemaligen Standort wird an diesen Rittersitz erinnert. (In diesem Zusammenhang sei auf die informative Schrift „Holzbüttgen »ein Stück Heimat«“ von Bernd Wiescholleck verwiesen.)
Die Burg selbst war eine kurkölnische Feste, sie sicherte die wichtige Verbindung, die schon seit der Römerzeit von Neuss am Rhein nach Roermond an der Maas und den übrigen Handelsplätzen in den heutigen Niederlanden führte.
Diese Handelsroute war bis in die Neuzeit so wichtig, dass sie in der napoleonischen Zeit durch eine auf-wändig erbaute Wasserstraße, den Nordkanal, ersetzt werden sollte.
Die Ritter von Holzbüttgen werden um 1345 urkundlich erwähnt. Als Lehnsleute des Erzbischofs von Köln hatten sie Sitz und Stimme im kurkölnischen Landtag. Johann von Holzbüttgen war Amtmann in Oedt und Kempen. Durch ihre prekäre Lage in Grenznähe zum Herzogtum Jülich geriet die Feste, ähnlich wie die Burg Hülchrath und das Haus Clörath an der Niers, während des Mittelalters in die fortwährenden Auseinandersetzungen der niederrheinischen Dynasten um die Vorherrschaft im Rheinland. Sie wurde häufig umkämpft, zerstört und wieder aufgebaut.
Als in den Kriegen des 16. Jahrhunderts bei Belagerungen schon Geschütze zum Einsatz kamen, war das Schicksal der befestigten Häuser in den Niederungen besiegelt. Im Truchsessischen Krieg (1583 – 1588) wurde das mittelalterliche Burghaus vollständig zerstört und erst 200 Jahre später als Gutshof neu errichtet.
Die Vorburg übernahm die Äbtissin des Quirinusstiftes in Neuss, Freiin von Wallbott und Bassenheim. Ihr Wappen prangt, in Stein gehauen, als letztes Überbleibsel der alten Feste noch heute über der Eingangstür zum städtischen Bauhof.
In der Franzosenzeit wurde das Gut 1794 enteignet und fiel an den französischen Staat. Johann Josephs, der erste Bürgermeister von Büttgen, kaufte den Hof. Seine Familie bewirtschaftete das Gut bis 1871. 1895 ging das Gut in den Besitz der Familie Bernhard Hoeveler aus Holzbüttgen über, die den Hof nicht selbst bewirtschaftete, sondern verpachtete.
In den 50-er Jahren erwarb die Stadt Düsseldorf das Anwesen mit den umliegen-den Ländereien, um dort eine Wohnsiedlung zu errichten. Da jedoch weder die Gemeinde Büttgen, noch die Landwirtschaftskammer Rheinland ihre Genehmigung dazu gaben, wurde der Hof 1956 weiter an die Familie Berrisch verpachtet.
1965 fiel das Anwesen dem Abriss zum Opfer. Die Stadt Kaarst erwarb 1976 das Areal, um dort ein Schulzentrum, das heutige Georg-Büchner-Gymnasium, und den Bauhof zu errichten.
Auch wenn sie uns heute als Zufahrt zum Gymnasium recht unscheinbar erscheint, die Straße „Am Holzbüttger Haus“ liegt auf geschichtsträchtigem Boden.
20.11.2016
[1] nach: Denkmale in der Stadt Kaarst Nr. 34, http://www.limburg-bernd.de/Neuss/DenkKaa/Nr.%2034.htm