An der Kapelle
Stadtteil: Vorst
amtlich benannt am 14. Dezember 1956 sowie Teilstück bis zur Straße Im Kamp am 30. Juli 1968 durch den Büttgener Gemeinderat
frühere Straßenbezeichnung: An der Kirche
heutiger Verlauf: Antoniusstraße bis zur Straße Im Kamp
Länge der Straße: 169 m
Die Straße „An der Kapelle“, amtlich benannt am 14.12.1956 [1] sowie am 30.07.1968, [2] liegt im ehemaligen Dorf Vorst. Sie zweigt von der Antoniusstraße nach Nordwesten ab und führt im rechten Winkel an der Antonius-Kapelle vorbei, die hier idyllisch im Schatten von Linden liegt, und mündet in die Straße „Im Kamp“.
Die Kapelle selbst, die schon seit Beginn des 15. Jahrhunderts, nachweislich seit 1747, [3] bis 1957, die Pfarrkirche für die Straßendörfer und Einzelhöfe des im Dreieck zwischen Büttgen, Kleinenbroich und Kaarst gelegenen Bruch- und Heidelandes war, entwickelte sich für diese Gegend zu einem kulturellen Zentrum. Der Geistliche, der diese Pfarrgemeinde betreute, war anfangs ein Einsiedler, der unter dem Schutz der Grafen von Reifferscheidt zu Dyck stand, der Gottesdienste abhielt und auch den Schuldienst im damaligen Sinne versah (seit 1740 offiziell beurkundet). Die Kapelle entwickelte sich zu einem kleinen Wallfahrtsort für die Umgebung, als hier seit 1867 die Nothelferoktav stattfand. Die Figuren der vierzehn Nothelfer stehen noch heute in der Kapelle. Sie zieren die Rückwand hinter dem Altar. Für das Jahr 2014 plante man in St. Antonius die Wiederbelebung der Nothelferverehrung.
Es ist nicht eindeutig zu belegen, dass dieser Platz wirklich der Ort ist, an dem der Legende nach der erste urkundlich erwähnte Eremit im Büttger Wald gewirkt hat. Im Bereich des Vorster Waldes gibt es mehrere Stellen, wo der Überlieferung nach, Einsiedeleien gestanden haben (z.B. im Röschelt). Dies ist kaum festzustellen, da diese Bauten schon in historischer Zeit verfallen sind oder demoliert wurden. So ist beispielsweise erwähnt, dass um 1400 ein Eremit im Vorster Wald ermordet und die Klause zerstört wurde. Daraufhin übernahm Heinrich von der Blome, latinisiert „Henricus de Floribus“, aus Lüttenglehn 1401 dessen Aufgaben und errichtete im „Büttger Wald“ eine Einsiedelei mit Kapelle. Die Eremitage brannte 1742 ab und wurde erst Jahre später wieder neu errichtet. Ob am gleichen Platz, ist nicht bekannt. Das heutige Gebäude wurde 1863/64 an dieser Stelle errichtet. [4]
Es diente bis 1957 als Pfarrkirche und musste mehrere bauliche Veränderungen über sich ergehen lassen. Die wachsende Anzahl der Pfarrangehörigen gegen Ende des 19., zu Anfang des 20. Jahrhunderts verlangte mehrfach eine Erweiterung des Kirchenschiffs, wodurch jedoch die Proportionen des Baues verzerrt wurden. In den Jahren 1967/68 restaurierte man das Kirchlein und versetzte es wieder in den Zustand, den es Mitte des 18. Jahrhunderts hatte. 1994 statteten der Architekt Denecke und der Bildhauer Matthias Heiermann den Innenraum neu aus. Durch Wiederöffnung der Fenster im Chorraum und durch eine neue Ausmalung bekam der Raum Licht und Weite. Dieses beschauliche Ensemble „An der Kapelle“ ist der religiöse Mittelpunkt von Vorst.
Das Holzkreuz an der Außenwand der Kapelle gilt als siebter der Vorster Fußfälle, es steht für die „fünf Wunden Jesu“. Auf alten Fotos ist zu erkennen, dass früher ein lebensgroßer, bemalter Korpus an diesem Kreuz hing. Dieser schmückt heute, in einem restaurierten Zustand von allen Farben befreit, das Kreuz an der Ostwand der neuen Pfarrkirche St. Antonius hinter dem Altar.
Die Straße „An der Kapelle“ wurde 1969 an die Kanalisation angeschlossen. 1972 wurde die endgültige Fertigstellung der Straße und der Grünanlagen um den Kapellenbau festgestellt.[5]
30.06.2014
[1] StA Kaarst N 58, Niederschriften der Sitzungen des Rates der Gemeinde Büttgen 1955 - 1958
[2] StA Kaarst N 67, Niederschriften der Sitzungen des Rates der Gemeinde Büttgen 1967 - 1968
[3] AugenBlicke eines Dorfes, S. 10
[4] AugenBlicke eines Dorfes, S. 9 ff;, Aus der Vorster Geschichte, S. 5 ff; Plog, Wilhelm: Heimatgeschichte von Büttgen, S. 34 ff.
[5] StA Kaarst N 71, Niederschrift des Rates der Gemeinde Büttgen vom 24.10.1972