Commerweg

Stadtteil Holzbüttgen,

amtlich benannt am 7. Dezember 1953 durch den Gemeinderat Büttgen

heutiger Verlauf: a) von Kreuzstraße bis Wendehammer

b) von Kreuzstraße bis zum ehemaligen Kommerhof (die Straße geht von der Kreuzstraße ab und führt im Bogen wieder zur Kreuzstraße zurück)

Länge der Straße: ca. 300 m

Holzbüttgen, Commerweg; Der Kummerhof auf einem Ausschnitt aus den Karten 43 Osterath + 44  Düsseldorf der Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling 1803 – 1820
Der Kummerhof auf einem Ausschnitt aus den Karten 43 Osterath + 44 Düsseldorf der Kartenaufnahme der Rheinlande durch Tranchot und von Müffling 1803 – 1820

Der ehemalige Feldweg zum Kommerhof erhielt in der Ratssitzung vom 7.12.1953 offiziell den Namen „Commerweg“.  Warum man sich beim Wegenamen für die Schreibweise mit „C“ entschieden hat, ist aus den vorhandenen Unterlagen nicht ersichtlich.[1] Der Hof wurde in den bekannten Unterlagen stets mit „K“ geschrieben. [2]

Der Kommerhof oder Kommerhoff oder der Hoff ter Komen oder Kummerhof (steht für oft verpfändeter Hof [3]), der erstmals in 1408 erwähnt wird, aber deutlich älter sein muß [4], hat eine lange und wechselvolle Geschichte [5]. Ursprünglich gehörte er dem Kapitel St. Aposteln zu Köln, die lt. Lehnbuch in Holzbüttgen 17 Apostelgüter besaßen. Zu ihnen gehörte der „Kommershof“.[6]  „Kapitel“ war ein Kollegium von Priestern an einer Dom- oder Stiftskirche. Später ging er in das Eigentum der Regulierherren im Oberkloster Neuss über. Unter „Regulierherren“ versteht man Mitglieder eines Kapitels, die „reguliert“, das heißt nach Klosterregeln (außerhalb eines Klosters) leben.

Im Jahre 1663 pachtete der Junker Wilhelm Ernst von Laudolf zu Leuschhof den Hof. Er war Amtmann auf Schloß Dyck. Unter der Herrschaft Napoleons wurden die Regulierherren im Zuge der Säkularisation enteignet. Die Familie Schaafhausen aus Köln kaufte das gesamte Gut. Ihr folgten als Besitzer die Geschwister Dünnbier und die Familie Heyer. Danach erwarb Jakob Platen den Hof.[7]

Zuletzt war der Hof im Besitz der Familie Wilhelm Drennhaus und deren Nachkommen. Hermann Drennhaus war der letzte Bewohner des Commerhofes.

Holzbüttgen, Commerweg; Eine Aufnahme des bereits 1408 in Urkunden erwähnten Commerhofs an der Kreuzstraße aus der 1960er Jahren.
Eine Aufnahme des bereits 1408 in Urkunden erwähnten Commerhofs an der Kreuzstraße aus der 1960er Jahren.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Wohnhaus zum Teil zerstört, aber später im ursprünglichen Zustand wieder errichtet. Nachdem ein großer Teil der Ackerfläche zu einer Kiesgrube ausgebaggert worden war, wurde Ende der 1960er Jahre die Bewirtschaftung des Kommerhofes eingestellt. 1998 wurden die Stallungen und Scheunen abgerissen und Einfamilienhäuser auf dem ehemaligen Hofgelände errichtet.[8]

Holzbüttgen, Commerweg; Der Commerhof auf der Topografischen Karte Blatt 4705 Willich SO von 1947
Der Commerhof auf der Topografischen Karte Blatt 4705 Willich SO von 1947
Holzbüttgen, Commerweg; Der Commerhof in Holzbüttgen im Jahr 1936
Der Commerhof in Holzbüttgen im Jahr 1936
Holzbüttgen, Commerweg; Das 1942 zerstörte Wohnhaus des Commerhofs
Das 1942 zerstörte Wohnhaus des Commerhofs
Holzbüttgen, Commerweg; Der Commerhof im Jahr 1945
Der Commerhof im Jahr 1945
Holzbüttgen, Commerweg; Der Commerhof im Jahr 1951
Der Commerhof im Jahr 1951

Auf dem Gelände der mittlerweile verfüllten Kiesgrube befinden sich heute die Auslieferungslager des Möbelhauses Poco (s. Daimlerstraße) und der Kosmetikfirma L'Oréal (siehe Siemensstraße).

Die Wiesen und Ackerflächen rechts und links des neuen Commerweges wurden mit Einfamilienhäusern bebaut.

Die Straße liegt im Osten von Holzbüttgen und grenzt an den Grünzug, der die Wohnbebauung vom Gewerbegebiet trennt. Die Grünfläche wurde neu angelegt und im Sommer 2011 von Bürgermeister Moormann der Öffentlichkeit übergeben. [9]

Auf den Grundmauern der alten Stallungen des Commerhofs wurde ein Wohnhaus errichtet.

NGZ: Hügelweg am Commerhof
Foto: Lothar Berns 28.06.2011
Hügelweg am Commerhof

Die Neugestaltung des neuen Fußweges zwischen Bruchweg und Kreisstraße K37. FOTO: Lothar Berns

Kaarst. Bürgermeister Franz-Josef Moormann übergab den neuen Grünzug in Holzbüttgen der Öffentlichkeit. 103 Bäume und 950 Sträucher verschönern das Areal zwischen Wohnbebauung und Lagerhallen. Von Jascha Huschauer

Berlin und die USA haben es möglich gemacht. Sagt Bürgermeister Franz-Josef Moormann – im Scherz. Denn die Gelder für den feierlich eröffneten Grünzug Commerhof stammen aus dem Konjunkturpaket II, das nach der Wirtschafts- und Finanzkrise von der Bundesregierung auf den Weg gebracht wurde. Vorher gab es zwar die Absicht für eine Grünverbindung, die finanzielle Situation der Stadt stand der Umsetzung jedoch im Weg.

Rund 20 Gäste zeigten sich bei der Eröffnung hocherfreut über den neuen Grünzug. Anwohnerin Maria Köhnen ist schon vorher durch das Gebiet spazieren gegangen. „Es sieht toll aus”, schwärmt sie. Früher habe es an gleicher Stelle schrecklich ausgesehen. Drastischer drückt es ein Nachbar aus: „Ein Drecksloch war das.”

Damit ist jetzt Schluss. Der neue Grünzug verbindet Bruchweg und Kreisstraße K37. Damit ermöglicht er eine fußläufige Anbindung an die Regio-Bahn für das Wohn- und Gewerbegebiet. Außerdem trennt er die bestehende Wohnbebauung auf kreative Art vom angrenzenden Industriegebiet und schafft Aufenthaltsqualitäten für das Wohngebiet. Entlang der bestehenden Lagerhallen wurden Hügel von etwa drei Meter Höhe modelliert, die zusätzlich bepflanzt wurden, so dass die Lagerhallen weniger ins Auge fallen.

220000 Euro hat das Projekt gekostet. 8800 Kubikmeter Boden mussten bewegt werden. Bepflanzt wurden die Hügel mit 103 Bäumen und 950 Sträuchern. Durchzogen ist der Grünzug von einem drei Meter breiten und 325 Meter langen Weg. Bänke und Natursteine sollen zum Verweilen einladen. „Jetzt müssen nur noch die Bäume gut anwachsen”, sagte Bürgermeister Moormann in seiner Eröffnungsrede, „dann wird die grüne Grenze zwischen Industriegebiet und Wohnbebauung ihre volle Schönheit endgültig entfalten.”

Moormann verlangte der Termin vollen Körpereinsatz ab. Mit zwei Regenschirmen schütze er sich und die Band Muckefuck vor den nicht enden wollenden Tropfen. „Ich trete ja häufiger als Schirmherr auf”, feixte er hinterher. Zur Belohnung gab es anschließend Getränke, Brezeln und freundliche Worte von Anton Kränzle.

Das zuständige Vorstandsmitglied des Förderkreises Holzbüttgen lobte den neuen Grünzug, der nach über zehn Jahren nun endlich umgesetzt wurde. Gleichzeitig plädierte er schon mal für eine ähnliche Abgrenzung zum geplanten Baugebiet Hüngert II. „Nicht finanzierbar”, kommentierte jedoch FDP-Ratsherr Volker Zachel diese Idee. Mit dem neuen Grünzug war er dafür umso zufriedener. Bürgermeister Moormann äußerte sich nicht zu Kränzles Vorschlag, sondern die lud die Bürger stattdessen ein: „Nutzen Sie den Commerhof der Zukunft.”

Quelle: NGZ

 

15.05.2016


 

[1]  StA Kaarst N 57, Protokollbuch des Gemeinderates Büttgen

[2] Klüber, Eduard: Schriftenreihe Büttgen, Bd. 11/12, S. 90 sowie Riskes, Johannes: Schriftenreihe Büttgen, Heft 29, S. 150

[3]  Plog, Wilhelm: Heimatgeschichte von Büttgen, S. 16

[4] Klüber, Eduarad: Schriftenreihe Büttgen, Band 11/12, S. 90

[5] Riskes, Johannes: Schriftenreihe Büttgen, Band 29, S. 150 ff

[6] Wochenspiegel Gemeinde Kaarst vom 15.04.1977, Nr. 15, S. 7, Die Kurmudsgüter des Hofesgericht Holzbüttgen

[7]  Klüber, Eduard: Büttgen – Mühlen und Bauernhöfe, Schriftenreihe Büttgen; Heft 11/12, S. 90 

[8] Mündliche Aussage von Hermann Drennhaus, Holzbüttgen sowie Riskes, Johannes: Schriftenreihe Büttgen, Heft 29, Die Apostelgüter, S. 150

[9] RP vom 28.06.2011, Kaarst, Hügelweg am Commerhof

 

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