Forellenweg

Stadtteil: Vorst

amtlich benannt am 16. Januar 1975 durch den Rat der Gemeinde Kaarst

frühere Straßenbezeichnung: Schwalbenweg, amtlich benannt am 2. April 1968 durch den Büttgener Gemeinderat

heutiger Verlauf: Abzweig vom Linning in westliche Richtung (Sackgasse)

Länge der Straße: 79 m

Der Forellenweg liegt im Linning, im Norden von Vorst. Von der Straße „Linning“ zweigt er in westliche Richtung ab und ist somit eine Parallelstraße zum Hechtweg. Seinen heutigen Namen erhielt er im Rahmen der kommunalen Neugliederung, bei der ab 01.01.1975 die Gebiete der ehemals selbständigen Gemeinden Kaarst und Büttgen zusammengelegt wurden, in der 1. öffentlichen Sitzung der Gemeinde Kaarst am 16.01.1975. [1] 

Eine Folge dieser Zusammenlegung war, dass die Straßen im nördlichen, am Vorster Wald gelegenen Ortsteil, dem „Linning“, umbenannt werden mussten. Der Büttgener Gemeinderat hatte diese am 02.04.1968 mit Vogelnamen bezeichnet.[2] Das war folgerichtig, denn die Siedlung grenzt unmittelbar an den an Singvögeln reichen Vorster Wald. Der Volksmund taufte das neu bebaute Gebiet „Vogelsiedlung“ und die dazu gehörende Gaststätte wurde „Vogeltränke“ genannt.

Vorst, Forellenweg, Die Gaststätte "An der Vogeltränke"; später Textilfachmarkt Harperscheidt
Die Gaststätte "An der Vogeltränke"; später Textilfachmarkt Harperscheidt

Nun gab es in Kaarst aber schon seit dem Februar 1962 Straßen mit Vogelnamen, die teils identisch waren.[3] Um Verwechselungen mit den Straßen auf Kaarster Gebiet zu vermeiden, wurde beschlossen, den Straßen im Linning neue Namen zu geben. In der Verwaltung war man auf die Idee gekommen, die Straßen der Vorster Vogelsiedlung mit Namen aus den Märchen der Gebrüder Grimm zu betiteln; so war beispielsweise für diese Straße der Name „Rotkäppchenweg“ geplant.[4] Allerdings scheiterte das Vorhaben am massiven Einspruch der Anwohner. Diese waren nicht davon angetan, am „Drosselbart-“ oder „Rumpelstilzchenweg“ zu wohnen. Demgegenüber fand der Vorschlag Zustimmung, statt der Märchenfiguren Fischnamen einzusetzen.

So wurden in der Ratssitzung vom 16.01.1975 die Straßen in der ehemaligen Vogelsiedlung nach Fischen benannt. Das war an sich auch nicht abwegig, denn jenes ehemals beträchtliche Waldgebiet, das „Große Broich“, zu dem der Vorster Wald gehörte, war vor dem Bau des Nordkanals eine urtümliche, wasserreiche Bruchlandschaft, die, wie Georg Waldmann schreibt, ähnlich dem heutigen Spreewald, von Bächen und Wasserläufen durchzogen und mit Teichen und offenen Wasserflächen durchsetzt war. Gebietsbezeichnungen wie „Am breiten Deich“, „Am Hasseldamm“ lassen darauf schließen. Hier stand zum einen das Grundwasser ziemlich hoch, zum anderen hielten damals vor der landwirtschaftlichen Kultivierung ständig wasserführende Bäche, wie die Krur und der Jüchener Bach, den Landstrich sumpfig und wasserreich. In den Teichen und Tümpeln müssen hier mit Sicherheit einheimische Fischarten zu Hause gewesen sein. Waldmann vermutet, dass es hier im 18. Jahrhundert Karpfen, Schleien, Brassen, Hechte, Aale und Forellen gab. Es existierte sogar ein Fischer, der mit dem Kaarster Gemeinderat einen Fischerei-Pachtvertrag abgeschlossen hatte. [5]
Mit dem Bau des Nordkanals, in den das Wasser der Krur und des Jüchener Bachs eingeleitet wurden, setzte eine Entwässerung der Landschaft ein, so dass das Große Broich trocken fiel. Der oben genannte Vertrag wurde hinfällig, „weil es nichts mehr zu fischen gab“. [6]

Forellen dürfte es in der Krur und im heutigen Nordkanal gegeben haben, denn die Forelle (Salmo trutta) ist eine Fischart, die über ganz Europa verbreitet ist und Bäche, Flüsse, Seen und Teiche bewohnt. Nach ihrem Lebensraum kann man drei Formen unterscheiden: die Seeforelle (Salmo trutta lacustris), die Bachforelle (Salmo trutta fario), die zeitlebens im Süßwasser verbleiben, und die Meerforelle (Salmo trutta trutta), die, ähnlich wie der Lachs, als Wanderfisch zum Laichen in Flüsse und Bäche aufsteigt. Sie kommt im Atlantik, in Nord- und Ostsee vor und gilt als Stammform der Fischart.[7]

Der Name „Forelle“ ist seit dem 16. Jahrhundert bezeugt; er hat sich durch die Betonung der Mittelsilbe aus dem Mittelhochdeutschen »forhe[le]«, einer Nebenform von »forhe« entwickelt. [8] Daneben existiert zur gleichen Zeit auch die Form »ferle«, bei Gryphius (2,64). [9] Das Wort leitet sich von der indogermanischen Silbe »perk« ab, auf die auch das Wort „Farbe“ zurückgeht. Die Silbe bedeutet anscheinend „farbig, bunt, gesprenkelt“ und bezieht sich auf die auffälligen Tupfen auf dem Rücken des Fisches, so dass „Forelle“ die „Gesprenkelte“ bedeutet.[9]

Nach diesem launigen Süßwasserfisch ist der Weg benannt, denn diese Art war einmal in den Wasserläufen des Großen Bruchs zu Hause, ob das aber für all die Wassertiere gilt, deren Namen hier im Linning als Straßenbezeichnung Verwendung fanden, darf bezweifelt werden.

 

30.06.2014

 


 

[1] StA Kaarst N 24, Niederschrift der Sitzung des Rates der Gemeinde Büttgen vom 15.02.1962

[2] StA Kaarst N 73 Vorschlag Kommission vom 02.12.1974

[3] Waldmann, Georg: Die Nordkanalniederung zwischen Kaarst und Schiefbahn, S. 44 ff.

[4] Waldmann, Georg: Die Nordkanalniederung zwischen Kaarst und Schiefbahn, S. 46

[5] Muus, Bent J.: Meeresfische der Ostsee, der Nordsee, des Atlantiks, S.78 ff .

[6] Duden, Herkunftswörterbuch, Etymologie der deutschen Sprache, Bd. 7, S. 231

[7] Grimm, Jakob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 3, S.1.897

[8] Petz-Glechner, Regina: Die Namen unserer Fische – eine etymologische Spurensuche, 8.  Forellen, S. 170 ff

[9] Grimm, Jakob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch, Bd. 3, S.1.897

[10] Petz-Glechner, Regina: Die Namen unserer Fische – eine etymologische Spurensuche, 8.   Forellen, S. 170 ff

 

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