Friederike-Fliedner-Straße
Stadtteil: Vorst
amtlich benannt am 11. Dezember 1997 durch den Rat der Stadt Kaarst
heutiger Verlauf: Abzweig von Auf dem Rott/Antoniusstraße nach Westen, Siedlung um das evangelische Gemeindehaus
früher: Ackerland
Länge der Straße: 102 m
Die Friederike-Fliedner-Straße liegt im Neubaugebiet in der Vorster Ortsmitte zwischen Antoniusstraße und Wattmannstraße, das ab Mitte der 1990er-Jahre errichtet wurde. Sie zweigt von der Straße Auf dem Rott in Richtung Westen ab, kurz nachdem diese von der Antoniusstraße abgebogen ist. Für Kraftfahrzeuge ist sie eine Sackgasse, Fußgänger und Radfahrer führt sie in die parkähnliche Grünanlage, die sich zwischen dem Eustachiusplatz und der Feldflur im Vorster Norden erstreckt und den Blick zum Vorster Wald öffnet. Ihren Namen erhielt die Straße in der Sitzung des Rates der Stadt Kaarst am 11. Dezember 1997. [1]
Die Namensgeberin ist Friederike Fliedner, geb. Münster (1800 – 1842), Lehrerin und Krankenpflegerin. Sie wurde am 25.01.1800 in Braunfels bei Wetzlar als Älteste von sieben Kindern in eine Lehrerfamilie geboren. Da ihre Mutter früh verstarb, musste sie schon als 16-jährige verantwortlich die Haushaltsführung in der großen Familie übernehmen. 1826 begann sie als Erzieherin in der „Rettungsanstalt für verwahrloste Mädchen“ des Graf Adalbert von der Recke-Volmerstein (1791-1878) in Düsselthal, heute ein Stadtteil von Düsseldorf, tätig zu werden. Im Hause der Familie Jacobi auf Gut Pempelfort lernte sie ihren späteren Ehemann, den evangelischen Pfarrer und Theologen Theodor Fliedner (1800 – 1864), kennen. Am 15.04.1828 heiratete das Paar und zog in das Pfarrhaus in Kaiserswerth, heute ein Stadtteil von Düsseldorf. 1833 gründeten die Fliedners ein Asyl für entlassene weibliche Strafgefangene und eine „Kleinkinderschule“. Daraus entwickelte sich eine Ausbildungsstätte für Krankenpflege, die am 13.10.1836 von den Fliedners als Diakonissenhaus Kaiserswerth gegründet wurde, um die Krankenpflege zu professionalisieren und gleichzeitig unverheirateten jungen Frauen eine Ausbildung als Krankenpflegerinnen, Kinderschwestern und Fürsorgerinnen zu geben.
Friederike Fliedner übernahm ab 1837 neben ihren übrigen, umfangreichen Pflichten selbst als Oberin die Leitung der Anstalt. Sie reiste zu den Außenstationen und Krankenhäusern der Diakonie, die vielerorts entstanden, sorgte sich um die finanzielle Absicherung durch Spenden, beteiligte sich an der Krankenpflege und führte dazu noch den Pfarrhaushalt als Frau und Mutter. Neben entmutigenden Problemen bei ihrer Tätigkeit, musste sie auch Schicksalsschläge in der Familie verkraften, dabei half ihr eine tiefe persönliche Frömmigkeit. Nach einem aufopferungsvollen und arbeitsreichen Leben starb Friederike Fliedner am 22.04.1842 bei der Geburt ihres elften Kindes. Sie wurde durch ihre Lebensleistung über den Tod hinaus zu einer unangefochtenen Leitfigur.[2]
Da Friederike Fliedner im rheinischen Kaiserswerth in der Nachbarschaft von Kaarst gewirkt und sich als Gründerin des evangelischen Sozialwerks „Diakonie“ verdient gemacht hat, ist die Benennung dieser Straße im Umkreis des evangelischen Gemeindezentrums Vorst, dem Katharina-von-Bora-Haus [1] passend und sinnvoll. Im Übrigen existiert zwischen dem Ortsteil Vorst und dem Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth auf einer anderen Ebene eine freundschaftliche Verbindung: Das Tambourcorps „Barbarossa“ aus Kaiserswerth wirkt schon seit Jahren beim Vorster Schützenfest mit. Das Korps fällt nicht nur wegen seiner schmucken bordeauxroten Uniformen und den flotten, gleichfarbigen Barette, sondern auch durch seine schmissigen Rhythmen und den schneidigen Marschschritt auf.
25.01.2015
[1] StA Kaarst N 124, Niederschriften des Rates der Stadt Kaarst 1994 - 1999
[2] Sticker, Anna: Friederike Fliedner, Hausfrau – Mutter – Vorsteherin. In: Zimmermann, Christa-Maria;, Stöcker, Hans (Hrsg.): Kayserswerth. 1300 Jahre Heilige – Kaiser – Reformer, S. 275 ff.; www.fliedner-kulturstiftung.de;
http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/F/Seiten/FriederikeFliedner.aspx
[3] Katharina von Bora, gen. die Lutherin (1499-1552), Ehefrau Martin Luthers