Hasselstraße

Stadtteil Holzbüttgen

amtlich benannt am 7. Dezember 1953 durch den Rat der Gemeinde Büttgen

frühere Bezeichnungen: Communalweg vom Hasselshof bis Risgeshof,

amtlich benannt in Bismarckstraße am 17. Oktober 1933

heutiger Verlauf: Kreuzstraße bis Königstraße

Länge der Straße: 894 m

Die Hasselstraße wurde nach dem Hasselshof benannt. Im Wege-Lagerbuch der Gemeinde Büttgen von 1856 wird die Straße als Communalweg vom Hasselshof längs Hügens & Hellenbroich bis an Risgeshof bezeichnet. Der Weg hatte eine Länge von 310 Ruthen (1 Ruthe entsprach 3,71 m) und eine Breite von 24 Fuß (1 Fuß = 33 cm). In der Kreiswegekarte unter der Nr. 166 verzeichnet, wird der Zweck dieses Weges als Nachbarweg angegeben. [1] 1933 erhielt sie dann von Junkerhof bis zur Kurve bei Stelzmann den Straßennamen Bismarckstraße [2] und 1953 wurde sie von Hartmann bis Küppers Gustav umbenannt in Hasselstraße.[3]

Emaille-Straßenschild der Bismarckstraße aus den 1930er-Jahren mit der damals üblichen weißen Schrift auf blauem Grund
Emaille-Straßenschild der Bismarckstraße aus den 1930er-Jahren mit der damals üblichen weißen Schrift auf blauem Grund

1951 wurde die Bismarckstraße, die heutige Hasselstraße mit Altmaterial der Bundesbahn aufgefüllt. Der Kanalbau und Endausbau der Straße erfolgte im Jahr 1967. Bis in die 1960er-Jahre standen an der Hasselstraße neun Häuser. Von den vier landwirtschaftlichen Betrieben sind nur noch zwei vorhanden, von denen einer, der Junkerhof, den landwirtschaftlichen Betrieb 1968 eingestellt hat, und der andere, der Hasselshof, noch Landwirtschaft betreibt.

Ausschnitt aus der Karte: Regierungsbezirk Düsseldorf Kreis Neuß. Gemeinde-Karte des Parzellar-Katasters der Bürgermeisterei Büttgen. Aufgenommen im Jahre 1860 unter der Leitung des Kataster-Kontrolleurs Nonnenbruch.
Ausschnitt aus der Karte: Regierungsbezirk Düsseldorf Kreis Neuß. Gemeinde-Karte des Parzellar-Katasters der Bürgermeisterei Büttgen. Aufgenommen im Jahre 1860 unter der Leitung des Kataster-Kontrolleurs Nonnenbruch.
Der Hasselshof im Wege-Lagerbuch der Gemeinde Büttgen aus dem Jahr 1856
Der Hasselshof im Wege-Lagerbuch der Gemeinde Büttgen aus dem Jahr 1856

Zur Geschichte des Hasselshofes, früher „Altenholzbüttgen”[4]

Im Jahr 1452 gab die Äbtissin vom St. Quirinus-Stift in Neuss den Hof „Altenholzbüttgen“ mit 150 Morgen Land und 2 Holzgewalten an ihren Neffen Johann von Neersen. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass mit Heinrich von Neersen ein Mitglied dieses Adelsgeschlechtes Besitzer des Holzbüttger Hauses war. Bis zum Jahr 1489 wechselte der Hof Altenholzbüttgen dreimal den Besitzer und bis 1492 wurde der Hof dann anteilig an verschiedene Besitzer verkauft. Diese stifteten ihre jeweiligen Anteile der Kollegiat-Kirche St. Lambertus zu Düsseldorf, die somit in den Besitz des ganzen Hofes kam. Schließlich löste Thomas Hassels, zum damaligen Zeitpunkt wohl der Pächter des Hofes, 1489 die auf dem Hof ruhende Rente von 6 Oberländischen Gulden ab und übernahm den Hof. Der heutige Name des Hofes stammt von ihm. Im Jahr 1663 gehörten zum Hof 4,5 Morgen Haus und Garten sowie 175 Morgen Ackerland. Nach der Besetzung des Rheinlandes durch Napoleon gegen Ende des 18. Jahrhunderts, wurde der Hasselshof enteignet. Bis zum Jahr 1899 wechselte der Hof noch mehrmals den Besitzer, bis ihn 1901 der Landwirt Josef Küppers und seine Ehefrau Elisabeth geb. Josten aus Büttgen-Driesch kaufte. Sein Sohn Gustav Küppers verheiratet mit Helene geb. Busen erbte den Hof und führte ihn bis 1964. Danach übernahmen sein Sohn Hans-Josef und dessen Ehefrau Elisabeth Küppers geb. Hannen den Hof. Sie ließen das baufällig gewordene Wohnhaus 1972 abbrechen und errichteten an dieser Stelle ein neues Wohnhaus. Unter der Leitung von Hans-Josef Küppers wurde der Hof durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft und die Anpassung an den Markt erweitert und verändert. Er gab ihm eine vielseitige Betriebsstruktur. Baute man früher noch Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben und Weißkohl an, so änderte sich das ab 1979. Er begann Erdbeeren zu kultivieren. Der Hof ist über die Grenzen von Kaarst unter dem Namen „Erdbeer-Küppers“ bekannt. Nach dem Tod von Hans-Josef Küppers in 1998 übernahm sein Sohn Franz-Josef mit seiner Frau Thessa den Hof und führt ihn in der Tradition seines Vaters weiter. Heute ist der Bauernhof von Franz-Josef Küppers ein mittelständisches landwirtschaftliches Unternehmen mit rund 165 Hektar bewirtschafteter Ackerfläche. Die landwirtschaftliche Nutzfläche hat sich innerhalb der letzten 50 Jahre nahezu verzehnfacht. Neben dem Obstanbau ist der Anbau von Weizen, Zuckerrüben, Biogasmais und Kartoffeln Teil des wirtschaftlichen Erfolgs. Durch die verschiedenen Kulturpflanzen wird die Fruchtfolge auf den Äckern eingehalten. So können sich die Böden gut regenerieren und die Fruchtbarkeit bleibt trotz intensiver Bewirtschaftung erhalten. Seit 1996 werden die Produkte im heimischen Hofladen angeboten.

Der Hasselshof 2015
Der Hasselshof 2015

Gegenüber vom alten Holzbüttger Hofgericht, dem heutigen Hasselshof, liegt der Junkerhof. Im Mittelalter besaßen Fürsten, Adelige, Kirchen und Klöster großen bäuerlichen Besitz. Sie bewirtschafteten ihn nicht selbst, sondern gaben ihn als Lehen an Bauern. Bei uns besaß das Stift St. Aposteln zu Köln 17 Güter, die als „Apostelgüter“ bezeichnet wurden. Hierzu gehörte auch der heutige Junkerhof, der früher gemäß Urkunde aus dem Jahr 1464 „Wahlhausgut“ genannt wurde und in der Hand von Klaus Haigdorn war. Die Bezeichnung Walhausgut (= Ableitung von Waldhausgut) deutet auf eine Zeit vor der großen Rodung hin, als der Hof noch im oder direkt am Wald lag.

Den Namen Junkerhof erhielt er vom ersten uns bekannten Besitzer und Belehnten, dem adeligen Johann Schram. Der Begriff Junker ist eine Verschmelzung des Ausdrucks „Junger Herr“ und weist auf den adeligen Stand seines Besitzers hin. Später ging der Hof an die Schwestern von St. Apern in Köln über. Da weder die adeligen Herren, schon gar nicht die Schwestern von St. Apern den Hof selbst bewirtschaften konnten, verpachteten sie diesen an Halfen. Zahlreiche Halfen stammten aus der Familie Dammer. Bei der Säkularisation unter Napoleon kauft Paul Heinrich Dammer den Junkerhof vom französischen Staat. Über Generationen blieb der Hof im Besitz der Familie, die noch heute auf dem Hof lebt. Der Junkerhof steht heute unter Denkmalschutz. Es handelt sich um einen Vierkanthof. Karl Dammer, eine bekannte Persönlichkeit in Holzbüttgen, war 1950 der erste Brudermeister der Schützenbruderschaft nach deren Neugründung. Außerdem war er Mitglied des Kreistages in Grevenbroich und im Gemeinderat in Büttgen aktiv. Man nannte ihn „Junker Karl“. Die Familie Dammer lebt heute in der siebten Generation auf dem Hof.[5]

Holzbüttgen, Hasselstraße, Der heute unter Denkmalschutz stehende Junkerhof an der Hasselstraße in den 1940er-Jahren. Bis auf die Pappeln, die vor ca. fünf Jahren gefällt wurden, ist der Bereich im Vordergrund dieser Aufnahme nahezu unverändert.
Der heute unter Denkmalschutz stehende Junkerhof an der Hasselstraße in den 1940er-Jahren. Bis auf die Pappeln, die vor ca. fünf Jahren gefällt wurden, ist der Bereich im Vordergrund dieser Aufnahme nahezu unverändert.

Im September 1942, während des II. Weltkrieges, wurde das Haus der Familie Küster auf der Hasselstraße/Ecke Josef-Kuchen-Straße durch Brandbomben zerstört. Die landwirtschaftlichen Betriebe von Pützhoven (der Hof wurde 1975 abgerissen) und von Köhnen (Abriss 1980) verschwanden und die frei gewordenen Flächen wurden 1975 mit Einfamilienhäusern neu bebaut.

Haus der Familie Küster vor der Zerstörung durch Brandbomben im II. Weltkrieg
Haus der Familie Küster vor der Zerstörung durch Brandbomben im II. Weltkrieg
Der Hof von Peter Köhnen kurz vor dem Abriss im Jahr 1980
Der Hof von Peter Köhnen kurz vor dem Abriss im Jahr 1980

Am 6. August 1929 wurde die Poststelle in Holzbüttgen eröffnet. Der erste Posthalter war Peter Schrills, Wirt der Gaststätte „Zum Jägerhof“. Die Gaststätte hieß bis zum Ende des I. Weltkriegs „Restaurant Zum Kaiserhof“ und befand sich auf der heutigen Hasselstraße.[6] Im Jahr 1974 wurden die Gaststätte und der Saal der Familie Schrills/Vogts abgerissen und ebenfalls mit Einfamilienhäusern bebaut. Bis dahin hatten alle größeren Veranstaltungen in Holzbüttgen, wie Schützenfeste, Karneval, Erntedankfeste, im Saal von Schrills stattgefunden. Außerdem befand sich dort eine Pferde-Deckstation. Im Jahre 1956 wurde die Erlaubnis erteilt, im Saal Schmalfilm-Vorführungen (Wanderkino) zu veranstalten.[7] Die Gaststätte, damalige Pächterin war Emma Oldenbostel, würde man heute als Begegnungszentrum bezeichnen. Hier fand das öffentliche Leben in Holzbüttgen statt.

Postkarte des Restaurants "zum Kaisersaal", 1918 umbenannt in Restauration "zum Jägerhof"
Postkarte des Restaurants "zum Kaisersaal", 1918 umbenannt in Restauration "zum Jägerhof"
Bauzeichnung des von Johann Peter Schrills in Auftrag gegebenen und von Peter Hoeveler ausgeführten Neubaus des Festsaals im Jahre 1908
Bauzeichnung des von Johann Peter Schrills in Auftrag gegebenen und von Peter Hoeveler ausgeführten Neubaus des Festsaals im Jahre 1908
Postkarte des Restaurants "zum Kaisersaal", 1918 umbenannt in Restauration "zum Jägerhof"
Postkarte des Restaurants "zum Kaisersaal", 1918 umbenannt in Restauration "zum Jägerhof"
Peter Schrills betrieb während des II. Weltkrieges auf der Hasselstraße eine Deckstation für Kaltblüter. Auf dem Foto zu sehen ist Herr Schürkamp, der hier als „Hengstwärter“ tätig war.
Peter Schrills betrieb während des II. Weltkrieges auf der Hasselstraße eine Deckstation für Kaltblüter. Auf dem Foto zu sehen ist Herr Schürkamp, der hier als „Hengstwärter“ tätig war.
Antrag des Grenadier-Frackzuges "Einigkeit" e.V., Mitglied der Sankt Sebastianus-Bruderschaft in Holzbüttgen, zur Durchführung des Krönungsfestes des Zug-Königs 1955-1956 im Saale Oldenbostel
Antrag des Grenadier-Frackzuges "Einigkeit" e.V., Mitglied der Sankt Sebastianus-Bruderschaft in Holzbüttgen, zur Durchführung des Krönungsfestes des Zug-Königs 1955-1956 im Saale Oldenbostel
Im Jahre 1956 wurde Herrn Kurt Wengelnik die Erlaubnis erteilt, im Saal Oldenbostel Schmalfilm-Vorführungen (Wanderkino) zu veranstalten.
Im Jahre 1956 wurde Herrn Kurt Wengelnik die Erlaubnis erteilt, im Saal Oldenbostel Schmalfilm-Vorführungen (Wanderkino) zu veranstalten.
Erlaubnis zur Veranstaltung einer öffentlichen Lustbarkeit des Bundes Vertriebener, Ortsvereinigung Büttgen, im Lokal der Frau Emma Oldenbostel am 13.10.1956
Erlaubnis zur Veranstaltung einer öffentlichen Lustbarkeit des Bundes Vertriebener, Ortsvereinigung Büttgen, im Lokal der Frau Emma Oldenbostel am 13.10.1956

Das Umfeld der Hasselstraße bestand bis in die 1970er-Jahre aus Wiesen und Äckern, die im Laufe der Jahre bebaut wurden. Heute stehen vorwiegend Einfamilienhäuser an der Straße. Die Bauernhöfe und die Gaststätte sind verschwunden. Feiern finden heute in eigens aufgebauten Zelten oder im Bischofshof auf der Königstraße statt.

Straßenschild der Hasselstraße im Jahre 2014
Straßenschild der Hasselstraße im Jahre 2014
Hasselstraße 1945 Blickrichtung Hartmannsberg; rechts zu sehen ist der Bauernhof Köhnen
Hasselstraße 1945 Blickrichtung Hartmannsberg; rechts zu sehen ist der Bauernhof Köhnen
Gleicher Standort Blickrichtung Hartmannsberg im Jahr 2015.
Gleicher Standort Blickrichtung Hartmannsberg im Jahr 2015.
Die noch unbefestigte Hasselstraße Mitte der 1950er-Jahre mit Blick auf den Hasselshof
Die noch unbefestigte Hasselstraße Mitte der 1950er-Jahre mit Blick auf den Hasselshof
Gleicher Standort Blickrichtung Hasselshof im Jahr 2015.
Gleicher Standort Blickrichtung Hasselshof im Jahr 2015.

 

[1] StA Kaarst 1.039/2, Wege-Lagerbuch der Gemeinde Büttgen

[2] StA Kaarst 1.089, Niederschriften der Sitzungen des Büttgener Gemeinderates 1931 - 1943

[3] StA Kaarst N 57, Niederschriften der Sitzungen des Büttgener Gemeinderates 1950 - 1955

[4] Klüber, Eduard: Mühlen und Bauernhöfe. Büttgen – Heimatkundliche Schriftenreihe Heft 11/12, S. 84 – 87

[5] Riskes, Johannes: Die Apostelgüter. Büttgen – Heimatkundliche Schriftenreihe Heft 29, S.132 ff.

[6] Fischer, Joachim / Scherer, Wingolf: Post und Medaillen in Büttgen und Kaarst. Bütten – Heimatkundliche Schriftenreihe Heft 24, S. 37

[7] StA Kaarst SOB 35

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