Lindenplatz
Stadtteil: Holzbüttgen
amtlich benannt am 28. März 1960 durch den Rat der Gemeinde Büttgen
frühere Bezeichnung: Platz an der Kaarster Straße
heutiger Verlauf: Ecke Nordkanalallee bis Kaarster Straße
Das erste Wohn- und Geschäftshaus am Lindenplatz wurde 1959 von der Familie Küsters errichtet. Sie eröffneten dort ein Lebensmittelgeschäft, das sie zuvor in angemieteten Räumen auf der Kaarster Straße betrieben hatten. Heute befindet sich in dem ehemaligen Lebensmittelgeschäft ein Blumenladen. In den 1960er-Jahren wurde neben dem Lebensmittelgeschäft ein weiteres Haus gebaut. Dort betrieben Ursula und Werner Jakobs die Gaststätte „Lindenhof“, in die nach Schließung der Gaststätte eine Arztpraxis für Allgemeinmedizin einzog und sich auch heute noch dort befindet. In den 1960er-Jahren wurde neben der Gaststätte ein weiteres Haus gebaut, in dem die Kreuz-Apotheke eröffnet wurde. Die Gaststätte Lindenhof spielte auch eine bedeutende Rolle im Holzbüttger Vereinsleben. So wurde in dieser Gaststätte am 11. Oktober 1961 der Sportverein DJK Holzbüttgen gegründet [1] und der Lindenhof blieb Vereinslokal des DJK bis zur Schließung der Gaststätte im Jahr 1971. Auch der Bund der Vertriebenen veranstaltete dort seine Bälle und vor allem in der Karnevalszeit fanden zahlreiche Tanzveranstaltungen in der Gaststätte statt.
Am 22.5.1966 wurde an der Nordseite des Lindenplatzes der Grundstein für die neue evangelische Kirche gelegt, die auf Beschluss des Presbyteriums den Namen „Lukaskirche“ erhielt. Ein halbes Jahr später, und zwar am 27.11.1966 wurde die neue Kirche mit einem festlichen Gottesdienst eingeweiht.[2] Außer der Lukaskirche befinden sich weitere evangelische Einrichtungen in dem Gebäudekomplex, wie das Pfarrbüro, die Pfarrbücherei, der Gemeindesaal der evangelischen Kirche, der Lukaskindergarten, ein Jugendzentrum und das Senioren-Internet-Cafe.
Der Lindenplatz war auch bis in die 1970er-Jahre einer der Antreteplätze für das Holzbüttger Schützenregiment bei den Schützenfesten. So war jeweils samstags Antreten des Regimentes am Lindenplatz vor der Gaststätte Lindenhof, sonntags vor der ehemaligen Gaststätte „Holzbüttger Krug“ am Kaarster Bahnhof (Abriss im August 2010), montags vor der ehemaligen Gaststätte Bienefeld auf der Kreuzstraße und dienstags vor der Gaststätte Bischofshof auf der Königstraße.
Der Lindenplatz wurde im Jahr 1998 (Beginn am 04. Mai 1998) nach einer langen Diskussions- und Planungsphase mit erheblichem finanziellen Aufwand völlig neu gestaltet. Mit der Neugestaltung wurden mehrere Ziele verfolgt:
- Reduzierung der Verkehrsflächen und der Fahrbeziehungen (vor der Neugestaltung konnte man von der Kaarster Straße aus über den Lindenplatz zur Nordkanalallee fahren).
- Erhöhung der Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern
- Schaffung eines verkehrsfreien Fußgänger- und Aufenthaltsbereiches zur Verbesserung des geschäftlichen-, geselligen- und kulturellen Lebens in Holzbüttgen[3]
Der Platz wurde in zwei unterschiedlich gestaltete Bereiche aufgeteilt. Zum einen in den verkehrsfreien Bereich vor der evangelischen Kirche und zum anderen in den mit Schirmplatanen bepflanzten Parkplatzbereich. Der Lindenplatz hat eine Fläche von 2.500 qm und der Parkplatzbereich eine Kapazität von 27 Parkplätzen. Namensgeber des Lindenplatzes waren die dem dort verweilenden Wanderer Schatten spendenden Linden. Leider mussten diese Linden bei der Umgestaltung des Platzes weichen. Auch wenn durch die Neubepflanzung ein neues schönes Fleckchen Holzbüttgen entstanden ist, ist bedauerlich, dass fast nur noch der Name des Platzes auf den alten Baumbestand hinweist. Durch eine Initiative der Anwohner, der Geschäftsleute und der dort praktizierenden Ärzte, die sich mit einer Unterschriftenaktion für den Erhalt der Bäume einsetzten, konnten zumindest zwei Linden erhalten bleiben.
Gleichzeitig mit dem Beginn der Neugestaltung wurde von der Schützenbruderschaft Holzbüttgen am 1. Mai 1998 ein Schützen- und Ständebaum aus Edelstahl auf dem Lindenplatz errichtet, an dem sich Zunftschilder von Holzbüttger Handwerksbetrieben, Geschäften und Musikern, einzelne Corpsabzeichen der Holzbüttger Bruderschaft sowie das Wappen der Stadt Kaarst angebracht sind. Durch Wind und Wetter in Mitleidenschaft gezogen mussten die Schilder
mit finanzieller Unterstützung der Sparkassenstiftung Kaarst-Büttgen im Jahr 2008 restauriert und teilweise sogar komplett neu gestaltet werden.[4] Am Fuße des Ständebaumes sind zwei Hinweistafeln angebracht. Auf der einen Tafel stehen die Namen der Sponsoren, auf der anderen sind Holzbüttger Schützenkönige aus den Jahren 1955 — 1998 aufgeführt.
Die umfangreiche Liste der zumeist gut besuchten Veranstaltungen, die auf dem Lindenplatz stattfinden, zeigt, wie sehr die Holzbüttger ihren neuen Lindenplatz angenommen haben. So wurde am 1. Mai 2000 zum ersten Mal ein Maifest vom Jägercorps auf dem Lindenplatz veranstaltet. Diese Veranstaltung wurde aber nur einige Jahre durchgeführt. Im Rahmen des Gemeindefestes der evangelischen Kirche findet alljährlich ein Frühlingsfest mit Kindertrödelmarkt statt. 2008 fand als ein Cross-Over-Projekt der Evangelischen Kirchengemeinde Kaarst und der Musikschule Mark Koll auf dem Lindenplatz und in der Lukaskirche die Kaarster Sommer-Serenade statt. 2011 lockte das Fest der Kirchenmusik zahlreiche Besucher auf den Platz und am 12. April 2015 feierten dort erstmalig in unserem Stadtgebiet Motorradfahrer einen Open Air Biker-Gottesdienst. Kulinarisches geboten wurde bei Grillnachmittagen des Bundes der Vertriebenen sowie bei Veranstaltungen der evangelischen Kirchengemeinde als Dank für die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Die Liste der Angebote und Aktivitäten auf dem Lindenplatz ließe sich weiter fortsetzen. Erwähnt werden soll hier nur noch ein kleiner, aber feiner Weihnachtsmarkt. Seit seiner Premiere am 12. Dezember 2009 findet jeweils am 1. oder 2. Adventswochenende ein vom Holzbüttger Bernd Wiescholleck organisierter Weihnachtsmarkt statt, dessen Reinerlös dem Lukaskindergarten zugutekommt.
Im September 2009 wurde auf Initiative des Bundes der Vertriebenen, Ortsgruppe Kaarst-Büttgen, neben der Lukaskirche ein 6,50 m hohes Glockenspiel errichtet, das mit seinen ca. 70 Volks- und Kirchenliedern die Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten an die alte Heimat erinnern soll. Die insgesamt 16 Glocken erklingen zweimal täglich um 11:50 Uhr und um 16:50 Uhr für jeweils 10 Minuten.[5] Dazu gehören z.B. das Ostpreußenlied, das Pommernlied, das Schlesierlied sowie das NRW-Lied; aber auch „Großer Gott, wir loben Dich”.
04.10.2015
[1] 50 Jahre DJK Holzbüttgen, S. 54
[2] Söldner, Ludwig: Evangelisches Leben in Büttgen. Schriftenreihe Büttgen Heft 18, S. 87
[3] StA Kaarst 9.892, Niederschrift der Sitzung des Stadtentwicklungs-, Planungs- und Verkehrsausschusses vom 02.06.2004
[4] Gut für Kaarst. 25 Jahre 1986 – 2011 Sparkassenstiftung Kaarst-Büttgen, S. 38
[5] Gut für Kaarst. 25 Jahre 1986 – 2011 Sparkassenstiftung Kaarst-Büttgen, S. 22