Sandstraße
Stadtteil Holzbüttgen,
amtlich benannt am 7. Dezember 1953 durch den Rat der Gemeinde Büttgen
heutiger Verlauf: von Bismarckstraße bis zu einem Privatgrundstück
Länge der Straße: 256 m
Vor Ausbau der Straße war hier ein Feldweg, der bis zum Baggerloch der Baufirma Hoeveler führte.
Heute ist der Anfang der Straße von der Bismarckstraße aus bis zur Einmündung des Kroatzbeerweges mit Doppelhäusern bebaut. Das Ende der Straße führt durch Feld. Auf der rechten Seite befindet sich ein Grundstück, das durch die Bauunternehmung Hubert Donalies aus Kaarst genutzt wird. Die Straße endet an einem großen Privatgrundstück, auf dem sich das Baggerloch der Firma Hoeveler befindet, die dort bis 1959 Sand förderte.
Vor der offiziellen Straßenbenennung hieß die Straße im Volksmund „Weg zum Ringofen“. Dieser Name leitete sich von der dort ansässigen Baufirma Hoeveler ab, die Ton und Sand förderte. Aus dem gewonnenen Ton wurden im Ringofen Ziegelsteine gebrannt. Der Ringofen ist eine Einrichtung zum Brennen von Ziegeln. Er besteht aus einem großen Kreis oder Oval mit ca. 14 bis 20 Brennkammern, in denen unabhängig voneinander ein Feuer unterhalten werden kann, das die sich ebenfalls in der Kammer befindlichen Ziegelrohlinge brennt. Nach dem Brennvorgang lässt man in einer Kammer das Feuer erlöschen und die nächste Kammer wird mit Brennstoff beschickt. Dadurch wandert das Feuer in ein bis zwei Wochen einmal um das Oval bzw. den Kreis.
Durch Be- und Entlüftung der Kammern erwärmen die gebrannten Ziegel die Zugluft für das Feuer, was diese wieder schneller abkühlen lässt, während die heißen Abgase die Rohlinge trocknet. Gegenüber der beheizten Kammer befinden sich jeweils die kühlsten Kammern des Ringofens. Dort werden die fertigen Ziegel entnommen und die Kammern wieder neu gefüllt. [1]
Außerdem fertigte die Firma Betonsteine. Der hierfür benötigte Sand wurde mit einer Sandförderanlage, dem sogenannten Schrabber, aus einem Baggerloch gefördert. Nach dem Zweiten Weltkrieg florierte das Baugeschäft wie selten zuvor. 1959 mute Peter Hoeveler das Unternehmen mangels fehlendem männlichen Nachfolger schließen. [2] Das Baggerloch der Firma, aus dem der Sand gefördert wurde, wurde bis weit in die 1960er Jahre als Badesee von der Bevölkerung genutzt. Viele Kinder lernten hier das Schwimmen. Heute befindet es sich in Privatbesitz und ist nicht mehr frei zugänglich.
Ursprünglich sollte die Straße den Namen „Im Brockers Feld“ erhalten [3]. Der Name sollte an den Bauernhof der Familie Brockers erinnern, der früher auf der Bismarckstraße/Ecke Am Duffes Pohl stand. Auf Antrag des Ratsmitgliedes Bollendonk und auf Wunsch der Anwohner wurde der Vorschlag jedoch abgelehnt und die Straße in Sandstraße wegen der dort ansässigen Baufirma benannt.
Auf der Tranchotkarte von 1803 ist der Bauernhof der Familie Brockers eingezeichnet. Der Bauernhof war Namensgeber für die Flurbezeichnung „Brockersfeld“. Wann der Hof abgerissen wurde, ist nicht bekannt.
Auf der Sandstraße befand sich außerdem das Betriebsgelände (Werkstatt, Bauwagen, Dampfwalzen) der Straßenbaufirma Ludwig Schneider. Während des Zweiten Weltkrieges wurden in den Hallen der Firma Schneider Panzer instandgesetzt. Die Firma hat in der Gemeinde Büttgen viele Straßen gebaut, u.a. die Chaussee, die von Holzbüttgen nach Büttgen führt.
In den 1990er Jahren wurden die Hallen abgerissen. Die Straße wurde mit Einfamilienhäusern bebaut. Heute ist die Sandstraße eine reine Wohnstraße.
Von den früher hier ansässigen Firmen ist nichts mehr zu finden.
15.02.2017
[1] Jahrbuch für den Rhein-Kreis Neuss 2006, S. 176 ff.
[2] Heimatkundliche Schriftenreihe Büttgen, Heft 20, S. 89
[3] Ratssitzung vom 07.12.1953 der Gemeinde Büttgen, StA N57